Geschichte der Burg Lichtenegg
- einst Reichsburg der staufischen Reichsvogtei Nürnberg  und neuböhmische Amtsburg
Zusammenfassung von Hans Seitz, Lichtenegg
Hobby-Historiker, Gründungs- und langjähriger Vorsitzender des Förderverein Burgruine Lichtenegg e.V.
Lichtenegg ist der nördlichste Ortsteil der Gemeinde Birgland, die Eigentümerin der Burgruine ist. Birgland liegt im Landkreis Amberg-Sulzbach und somit im bayerischen Regierungsbezirk Oberpfalz.
Der 585 m hohe Lichtenegger Burgberg, zugleich dominanter Aussichtspunkt, ist Bestandteil des mehr als 700 km langen Jura-Mittelgebirges, das vom Rhonetal in Ostfrankreich bis vor das Fichtelgebirge reicht.
Die Burg stammt vermutlich aus dem frühen 13. Jahrhundert. Die heute sichtbaren Reste sind auf einen Neubau aus dem Jahre 1562 zurückzuführen, den der damals mit Lichtenegg belehnte Regierungsrat Sebastian Sedlmayer errichtete.Aus historischen Abbildungen und aus Ruinenresten kann man feststellen, dass ein Palas (Hauptwohngebäude) mit 3 Etagen und einer Dachfirstrichtung von Südwest nach Nordost existierte. Die noch vorhandenen, inzwischen renovierten, hohen Mauern sind Bestandteile seiner Außenfassaden.

Nordwestlich davon stand der Bergfried (Turm) mit quadratischem Grundriss. Seine Höhe erreichte nach einer Zeichnung aus dem Jahre 1603 ungefähr die Firsthöhe des Palas. An der südwestlichen Giebelseite des Palas findet man einen vermutlich erst später geschaffenen Eingang. Der Vorraum vor diesem Eingang könnte als Stallung gedient haben. Dort gibt es Spuren einer die Stallung abteilenden Quermauer und einer Zisterne.

Die Burg selbst war im leicht zugänglichen, weniger steilen, westlichen Bereich mit einem schützenden Burgfried umgeben. Seine mächtigen Mauern wurden im Rahmen der Sanierungsarbeiten gesichert und teilweise auf vorhandenen Fundamentresten nur bis zur Brüstungshöhe rekonstruiert.

Der ausgegrabene Haupteingang zur Burg liegt an der Nordwestseite neben dem mächtig aufragenden Rest des Burgfrieds. Er ist an den beiden Fundamentsteinen der Torlaibung und am der ehemaligen Torsicherung dienenden, noch teilweise vorhandenenen Sperrbalkenkanal zu erkennen.
Prähistorie des Burgbergs

Jungsteinzeitliche Scherbenfunde unterhalb der Burganlage aus der Zeit der „Schnurkeramischen Becherkultur" 3200 bis 3000 v. Chr. beweisen, dass der Berg schon vor 5000 bis 5200 Jahren besiedelt war. Auch ein Steinwall deutet auf eine der seltenen endneolithischen Höhensiedlungen hin.

Alter und Historie der Burg Lichtenegg

Wegen teilweise widersprüchlicher älterer Geschichtsforschungen erteilte der Förderverein Burgruine Lichtenegg e. V. im Jahre 2001 dem Berufshistoriker Robert Giersch aus Zirndorf bei Nürnberg einen Geschichtsforschungsauftrag.
Demnach ist der Ursprung der Burg nicht genau zu datieren und liegt nach Robert Giersch „im Dunkel der Geschichte verborgen". Da die meisten Burgen in Bayern um das Jahr 1200 entstanden sind, vermutet der Historiker, dass Lichtenegg ebenfalls im frühen 13. Jahrhundert erbaut wurde. Scherbenfunde und eine Münze bestätigen diese Meinung. Man kann annehmen, dass die Errichtung der Burg mit dem Ausbau der kaiserlichen (staufischen) Pfalzen, die mit Burgketten an Straßen und Burgkränzen verbunden bzw. umgeben wurden, im Zusammenhang steht.


Im Nürnberger Reichssalbüchlein aus der Zeit um 1300 findet sich die früheste urkundliche Erwähnung, der zufolge das Lehen zunächst in Reichsbesitz war und dann in das Eigentum der Bayernherzöge überging. Zahlreiche wechselnde Besitzverhältnisse kennzeichnen die Geschichte des kleinen Herrschaftssitzes. Die Zerstörung zwischen 1424 und 1430 erfolgte vermutlich im Zusammenhang mit den Hussitenkriegen. Unter dem Lehensinhaber Hans Sedlmayer wurde sie
1562 wieder aufgebaut. Im Zeitraum 1574/75 - genau konnte das der Geschichtsforscher nicht ausfindig machen - fiel sie dann einem Brand zum Opfer und wurde nur noch notdürftig repariert. Von da an verfiel die Burg nach und nach zur Ruine.

Urkundlich nachweisbare Stationen der Burggeschichte in Kurzform:
1300  Erste urkundliche Erwähnung im „Nürnberger Reichssalbüchlein". Die Burg gehört als ehemaliges Reichsgut zur Reichsvogtei Nürnberg. Leheninhaber war zu dieser Zeit der Truchsess von Sulzbach.
1334  Leheninhaber Friedrich Steinlinger.
1349  Leheninhaber Hans Steinlinger.
1353  Der Lehenbesitz wurde von Kaiser Karl IV. aus Prag abgelöst.
1366  Errichtung eines neuböhmischen Pflegamtes.
1373  Errichtung eines bayerischen Pflegamtes.
1374  Bis 1381 war Heinrich III. von Thann Pfleger.
1390  Auflösung des Pflegamtes. Belehnung des Sulzbacher Landrichters Heinrich Kemnater.
1411  Leheninhaber Altmann Kemnater.
1419  Leheninhaber Friedrich Kemnater.
1424  Pfleger Linhart von Hag.
1428  Friedrich und Jörg Kemnater hinterlassen große Schulden u. a. bei dem Nürnberger Kaufmann Heinrich Nöttelein.
Dieser lässt Lichtenegg durch das Landgericht Sulzbach als Sicherheit für seine Forderungen bestätigen.
1432  Heinrich Nöttelein tritt die "abgegangene Veste" Lichtenegg an den Montanindustriellen Ulrich Hegener ab. Pfalzgraf Johann belehnt den Hegener.
1451  Erneute Belehnung des Ulrich Hegener.
1452  Lichtenegg gehört der Bauernfamilie Süß im nahen Guntersrieth - ohne Überlieferung einer Belehnung.
1491  Der Hammermeister Hans Teuerl erwirbt Lichtenegg.
1500  Verkauf an den Hammermeister Bertold Pfinzing.
1508  Belehnung der Vormünder des noch unmündigen Jörg Pfinzing durch den Neuburger Pfalzgrafen. Lichtenegg ist nur noch "öder Burgstal", also unbewohnbar. Der dazugehörige Wald ist eine wichtige Rohstoffquelle für die Haunritzer Eisenproduktion unten im Högenbachtal.
1512  Belehnung des mittlerweile mündigen Hammermeisters Jörg Pfinzing.
1539  Tod des Jörg Pfinzing.
1540  Belehnung des Sohnes Bertold Pfinzing.
1546  Bertold Pfinzing ist stark verschuldet. Die Güter Haunritz, Högen und Lichtenegg dienen als Sicherheiten.
1552  Bertold Pfinzing tritt Lichtenegg an seine Gläubiger Ott Rau und Hanns Bernkloe ab.
1559  Ott Rauh stirbt. Pfalzgraf Wolfgang zieht eine Hälfte des Lehens Lichtenegg ein.
1559  Belehnung des Hanns Bernkloe mit der anderen Hälfte. Bernkloe stirbt noch 1559.
1560  Pfalzgraf Wolfgang schenkt die Rauh'sche Hälfte Lichteneggs dem Landschreiber Sebastian Sedlmayer.
1562  Die Bernkloe'schen Erben verkaufen ihre Hälfte des Lehens an Sebastian Sedlmayer.
1562  Aufbau „einer neuen Behausung" auf der Burg durch den Regierungsrat Sebastian Sedlmayer. Dieser Wiederaufbau bestimmt auch heute noch den Grundriss der Burgruine.
1574  Brandunglück in Sedlmayers Neubau. Danach erfolgte allenfalls nur eine notdürftige Reparatur.
1576  Sedlmayer verkauft die Burg an den Nürnberger Kaufmann Hans von Furtenbach.
Belehnung Furtenbachs mit der Verpflichtung, Lichtenegg baulich zu verbessern und zu einer Grenzfeste auszubauen.
1580  Hans von Furtenbach verkauft Lichtenegg zusammen mit Haunritz und Högen ohne die Zustimmung des Lehenherrn für 13800 Gulden an Hans Sigmund von
Preysing aus Altenpreysing/Ndby. Hans Sigmund von Preysing wird zur baulichen Verbesserung verpflichtet; den Ausbau zur Grenzfeste lehnt er aber ab.
1581  Hans von Furtenbach muss 200 Taler Schadensersatz wegen unterlassener Baupflicht bezahlen.
1584  Tod des nur 34 Jahre alten Hans Sigmund v. Preysing, der mit seiner Familie in Haunritz und in Sulzbach lebte, weil die Burg Lichtenegg bereits verfallen war. Beisetzung in der Pommelsbrunner Pfarrkirche.
1589  Übergabe Lichteneggs durch die Witwe an den ältesten Sohn Hans Adolf von Preysing.
1603  Früher Tod des Hans Adolf von Preysing. Übernahme durch den Bruder Hans Erasmus von Preysing.
1625  Tod des Hans Erasmus von Preysing.
1626  Lichtenegg wird von den nahen Orten Haunritz und Högen abgetrennt. Johann (Hans) Philipp Jakob von Preysing übernahm Lichtenegg und errichtete dort einen Herrensitz („Schloss"), den er bezog. Johann (Hans) Phillip Jakob saß damit als erster von Preysing in Lichtenegg selbst.
Geschichte des Dorfes Lichtenegg
1626 baute Johann (Hans) Philipp Jakob von Preysing
unterhalb der Burg im heutigen Dorf ein Herrenhaus und zusätzlich fünf Häuschen für seine Untertanen. Er wird als der Gründer des Ortes Lichtenegg angesehen. Die herrschaftlichen Gebäude im Dorf, also den Schlosshof mit dem dazugehörigen Herrenhaus, erwarben die Bauern Scharrer und Mörtel in den Jahren 1715 bzw. 1733. Von nun an wurde Lichtenegg von den landesfürstlichen Beamten in Sulzbach und Amberg (und später in Regensburg) regiert. Lichtenegg und die Burgruine gehörten zur Ortsgemeinde Fürnried. Die Gemeinde Fürnried ging in der Gebietsreform 1972 in der heutigen Gemeinde Birgland auf. Somit wurde auch Lichtenegg ein Ortsteil der Gemeinde Birgland.
Veränderungen am Burgberg
Mit behördlicher Genehmigung wurde der vor noch wenigen Jahren völlig zugewachsene Burgberg so ausgelichtet, das
s inzwischen wieder das frühere Erscheinungsbild einer für den Jura typischen Wacholderheide entstehen konnte. Seit Jahrhunderten und noch bis in die siebziger Jahre hinein sorgte das Weidevieh für eine typische Juralandschaft mit vereinzelten Bäumen, Wacholdersträuchern, Silberdisteln, Trockenrasen und seltenen Blumen. Bergschafe aus der benachbarten Landwirtschaft des Gastwirts pflegen nunmehr diese wieder artengerecht entstandene Kulturlandschaft. Einzelne Mitglieder des Fördervereins tragen ebenfalls dazu bei, dass sich keine erneuten Monokulturen bilden können und dass der Berg sauber bleibt. Außerdem wurden bereits erste sicherere Aufstiegswege angelegt.
13.08.2008
Diese Frage soll noch unter rein sachlich geschichtsforschenden Aspekten zur Debatte gestellt werden: Wurde da im Mai/Juni/Juli 2008 der Bergfried des Jahres 1603 oder jener der viel älteren mittelalterlichen Burg Lichtenegg aus dem 13. Jahrhundert oder noch früher teilrekonstruiert, und ist der Hauptturm der "neuen" Burg Lichtenegg eventuell beim Rondell am westlichen Haupttor zu suchen?


Zu Lichtenegg tun sich noch eine Menge interessanter, zu klärender Fragen auf. Zu Ringmauern und Keltenwällen, zum ehemaligen Kirchlein zum Beispiel. Nicht nur das optisch Sichtbare kann faszinieren, ebenso kann das eine Geschichtsforschung, die in ihren Ergebnissen die Vergangenheit lebendig werden lässt....

Handelt es sich bei der Lichtenegg um einst eine der bedeutendsten Burgen in der Oberpfalz?
Ist ihre Entstehung viel älter zurückzudatieren, als bisher angenommen und nachweisbar?
Funde bei den Sanierungsarbeiten geben Anlass zu neuen Mutmaßungen, zu deren Richtigkeit Bodenuntersuchungen im Bereich des aktuell rekonstruierten Bergfrieds nach Meinung von Geschichtsforschern und Archäologen mehr Aufschluss geben könnten ... klick
Zur Ortschronik Weigendorf mit Bezug zu Lichtenegg von Dr. Heinz Leisering Högen ... klick